Der Saupacker – Geschichte, Zucht und Wesen
Geschichte des Saupackers
Früher gab es viele verschiedene Schläge doggenartiger Hunde, darunter den Saupacker, den Hatzrüden, den Bärenbeißer, die Dänische Dogge und weitere.
Sie unterschieden sich in Größe, Farbe, Körperbau und Einsatzgebiet:
• einige dienten als Hof- und Wachhunde,
• andere als Viehtriebhunde,
• andere als Jagdgehilfen beim Großwild.
Die Aufgabe des Saupackers war nicht das Töten des Wildes, sondern das Stellen und Festhalten, bis die Jäger das Tier mit der Saufeder erlegen konnten.
Als sich die Jagdbräuche änderten, wurden Saupacker, Hatzrüden und Bärenbeißer arbeitslos. 1880 beschloss man, alle diese Doggen Schläge unter dem Namen Deutsche Dogge weiter zu züchten.
Damit verlagerte sich der Schwerpunkt von der Funktion auf das äußere Erscheinungsbild.
Folge:
Durch Linien- und Inzucht wurde der Genpool immer kleiner, die Krankheitsanfälligkeit stieg (HD, ED, OCD, Herz-/Nierenprobleme, Krebs, Magendrehung, Augenentzündungen). Das Durchschnittsalter sank auf 6–8 Jahre.
Heute sind fast alle Deutschen Doggen Linien mehr oder minder miteinander verwandt.
Ähnliche Hundetypen in Europa
Hunde wie der Saupacker gab es in ganz Europa – überall wurden kräftige Molosser für ähnliche Aufgaben gehalten:
• Spanien: Alano Español, Presa Mallorquín (Ca de Bou), später auch als Spanische Dogge bezeichnet
• England: Bulldog, Bullmastiff, Mastiff – für Jagd, Kampf und Wachdienst
• Italien: verschiedene Molossertypen, später bekannt als Cane Corso und Mastino Napoletano
• Dänemark: Dänische Dogge (später in Broholmer umbenannt)
• Deutschland: Saupacker, Hatzrüden, Bärenbeißer, Bullenbeißer, Deutsche Dogge, Ulmer Schlag / Englische Docke, Dänische Dogge (als solche auch in England benannt) – belegt u. a. durch kynologische Arbeiten (Peter Jansen/Gensen)
• Frankreich: Französische Doggen (Dogue de Bordeaux)
Gemeinsam hatten sie den Einsatz als Schutz-, Jagd- und Gebrauchshunde, bevor sie im Zuge von Standardisierungen und veränderten Jagd- und Haltungsbedingungen zu eigenständigen Rassen weiterentwickelt wurden.
Der Saupacker in der Jagd
Die Sauhunde wurden bis ins 19. Jahrhundert für die Jagd auf Wildschweine eingesetzt.
Die Jagd war gefährlich – Hunde wurden mit Jagdhundpanzern geschützt.
Aufgaben in der Meute:
• Saufinder → klein, wendig, hervorragende Nase
• Treibhunde → mittelgroß, trieben Wild aus der Deckung
• Saupacker → groß, kräftig, hielten das Wild fest, bis der Jäger es erlegte
Im 16. und 17. Jahrhundert galten Saupacker zudem als Statussymbole – Adlige ließen sich mit ihnen porträtieren.
Anerkennung als Rasse (nicht FCI anerkannt)
Am 18. Juni 2016 wurde der Saupacker offiziell durch die ACW (Alianz Canine Worldwide, angeschlossen an den IHV e. V.) anerkannt.
Diese Anerkennung gilt in 107 Ländern.
Entwicklung der modernen Zucht
• 2008: Gründung des Vereins „Der Deutsche Saupacker“
• Ziel: Gesunder, robuster Molosser mit ursprünglichem Charakter
Ursprungsrassen:
• Deutsche Dogge
• Cane Corso
• Old English Mastiff
• Mastino Napoletano
• Fila Brasileiro
• Bloodhound
IG Saupacker e. V.
Später entstand die IG Saupacker e. V., die den Genpool erweiterte:
• Rottweiler
• Bullmastiff
• Broholmer
• Boxer
• (später auch Dogo Canario, Tosa Inu)
Ausschluss: Mastino Napoletano & Fila Brasileiro (wegen Gesundheit und Wesen).
Zuchtregeln & Anteile
• Max. 62,5 % Anteil: Deutsche Dogge, Cane Corso, Rottweiler, Mastiff, Bordeauxdogge, Bullmastiff, Broholmer
• Max. 50 % Anteil: Fila Brasileiro
• Mit <50 % Anteil erlaubt: Dogo Canario, Tosa Inu
Zuchtziel & Grundregeln
Ziel:
• Gesunder, langlebiger Molosser, wesensfest und leistungsfähig
• Keine Inzucht oder Linienzucht
Pflicht Voraussetzungen:
• HD-, ED-, Herz- und Augenuntersuchung
• Wesenstest & ZTP
• Ausstellungsteilnahme empfohlen
• DNA-Profil wird hinterlegt
Gesundheit
Nur Hunde mit „ohne Befund“ bei allen Pflichtuntersuchungen werden zur Zucht zugelassen.
Erscheinungsbild & Typen
• Standard: 65–75 cm, 50–65 kg, athletisch
• Classic: bis 85 cm, bis 85 kg, kräftig
• Fell: kurz, pflegeleicht
• Farbe: vielfältig, kein reinweiß
Der Saupacker heute
Der Saupacker ist ein großer, kräftiger Hund, flink und wendig – kein schwerfälliger Molosser.
• Mutig und wachsam, ohne aggressiv zu sein
• Fremden gegenüber zurückhaltend, aber freundlich
• Stets mit seinem Menschen verbunden
• Braucht Familienanschluss – Zwingerhaltung oder Kette sind tierschutzwidrig
Wichtig:
Er denkt Molossertypisch erst nach, bevor er handelt – Kadavergehorsam wie beim Schäferhund darf man nicht erwarten.
Anwendung & Haltung
Heute sind seine Jagdaufgaben verboten – doch er trägt noch viele Eigenschaften in sich:
• Schutzinstinkt
• Wachverhalten
• Jagdinstinkt & Orientierungssinn
Problem:
Ohne artgerechte Auslastung entstehen Verhaltensprobleme.
Geeignete Beschäftigungen:
• Mantrailing, Fährtenarbeit
• Zughundesport
• Angepasster Schutzhundesport
• Lange Wanderungen
Fazit:
Saupacker sind Familienhunde, aber keine Couchhunde. Sie brauchen Aufgaben, Konsequenz und Familienanschluss.
Quellen